„Es dürfte uns gut tun, uns manchmal daran zu erinnern, dass wir zwar in dem Wenigen, das wir wissen, sehr verschieden sein mögen, dass wir aber in unserer grenzenlosen Unwissenheit alle gleich sind.“

(Karl Popper)

 

 
 
 

Zur Einführung

 

In der Wissenschaft bezeichnet man als „Gesellschaft“ eine begrenzte Anzahl – die aber sehr groß sein kann – von Personen, die zueinander in Beziehung stehen, die miteinander kommunizieren, sich also nicht voreinander abkapseln. Die Beziehung von Individuum zu Gesellschaft oder der Beziehungskreis des Einzelnen in der Gesellschaft ist Forschungsgegenstand des Autors seit vielen Jahren. Kurz gefasst geht es ihm einerseits um die Entwicklung

„Vom Ich zum Wir“

und andererseits um

„Das Ich im Wir“.

 

Zu beiden Fragestellungen gibt es Bibliotheken voller Erklärungen, Theorien, Philosophien, Ideologien, Weltanschauungen und Religionen. Eine Vielzahl der Werke krankt aber daran, dass ihre Schöpfer die eigene „grenzenlose Unwissenheit“ (Karl Popper) nicht mitberücksichtigen. Von Platon bis zu den Deutern der Gegenwart fällt vor allem auf, dass sie die Verwobenheit der materiellen und immateriellen zwischenmenschlichen Beziehungen und den Bezug zwischen Individuum und Gesellschaft – et vice versa – vernachlässigen. Wie im Marxismus wird auch in anderen Theorien zwar die Abhängigkeit des Einzelnen zum Beispiel von den „Produktionsbedingungen“ gesehen, aber wie der „Mechanismus“ aussieht, damit sich diese prägenden Verhältnisse herausbilden können, bleibt weitgehend dunkel.

 

Der Autor hat durch seine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung herkömmliche ökonomische Erklärungsansätze kennengelernt, die allerdings, obwohl die Wirtschaftswissenschaft eine Gesellschaftswissenschaft ist, weitgehend ungeeignet für soziologische Fragestellungen sind: In der Makroökonomie wird hauptsächlich mit aggregierten Größen gearbeitet, da geht das Individuum im Aggregat unter. Die Mikroökonomie ist die Theorie für das seinen eigenen Nutzen maximierende Individuum. Es gibt sogar Ansätze, die die Aktionen der einzelnen Personen zusammenzufassen und daraus ein generelles mikroökonomisches Gesamtmodell formulieren. Aber es wird unterstellt, dass die in diesem generellen mikroökonomischen Gleichgewichtsmodell zusammengefassten Personen vollständig informiert sind. Sie wissen alles was Ihnen nützt. Diese Annahme hat nichts mit der Realität zu tun. Sie widerspricht der Aussage Poppers in zweifacher Weise: Hier wird so getan, als verfügten sowohl die Individuen des Denkmodells über grenzenloses Wissen und als auch offensichtlich die Schöpfer dieser Theorie.

 

Der Autor hat in seinem Buch „Die Bestimmung gesellschaftlicher Wohlfahrt auf der Grundlage des methodologischen Individualismus“ ein Denkmodell auf mikroökonomischer Basis entwickelt, dass von realitätsfernen Annahmen befreit wurde. Als Folge dieser Veränderung wurde es zwar unsinnig, einen modelltheoretischen Gleichgewichtszustand zu ermitteln, dafür gab es aber einen „Realitätszuwachs“. Dieses Denkmodell wurde zwischenzeitlich weiter verfeinert. Das ursprüngliche mathematische „Formelmodell“ ist damit zwar überholt, nicht aber das ihm zugrunde liegende Beziehungsgeflecht.

 

Der Interessierte mag sich mit dem ursprünglichen „Formelmodell“ und seinen Fortentwicklungen beschäftigen. Sie stellen die Basis des Theoriegebäudes des Autors dar.